Es gibt sie in den Standardfarben, gefleckt, gestromt und in der besonders beliebten Trendfarbe „Blue Line“.
Während Rasseliebhaber bei ihrem treuherzigen Blick dahinschmelzen, sind sie bei anderen Menschen – trotz ihres grundsätzlich sehr menschenfreundlichen Wesens – verschrien.
Kaum eine Hunderasse wird so oft medial zerrissen und mit Vorurteilen überschüttet.
Die Rede ist vom American Staffordshire Terrier!
In Amerika werden sie auch „Nanny dogs“ genannt, bei uns sind sie als „Kampfhunde“ abgestempelt. Bei vielen Menschen ist die Rasse voll im Trend, auf der anderen Seite entschließen sich immer mehr Länder dazu, sie auf die Liste der verbotenen oder zumindest nur unter bestimmten Bedingungen erlaubten Rassen zu setzen.
Keine Rasse polarisiert in den letzten Jahren so, wie der AmStaff.
Auch in den Tierheimen sind AmStaff und ähnliche Rassen ein ganz eigenes Kapitel: Beobachtet man die Auflistung der Vergabehunde, so fällt auf, dass diese Hunderasse(n) in den meisten Tierheimen dominieren. Auch in der Arche Noah ist jeder dritte (!!!) Hund ein Amstaff oder ein Mix daraus. Zusätzlich zu den erwachsenen Tieren (17) hatten wir im letzten Monat auch noch 9 Welpen bei uns.
Die Vermittlung dieser Hunde gestaltet sich meist als schwierig, gleichzeitig werden laufend weitere Hunde dieser Rassen abgegeben. Aber warum landet ein Rassehund überhaupt in diesem Ausmaß im Tierheim? Wieso sind diese Hunde, die grundsätzlich ein sehr menschenfreundliches Wesen haben, so mit Vorurteilen behaftet?
Und – wenn sie doch grundsätzlich so menschenbezogen sind – wieso gestaltet sich die Vermittlung so schwer?
Warum sie kommen….
Rassehunde landen erfahrungsgemäß eher selten im Tierheim. Das liegt daran, dass verantwortungsvolle Züchter nur nach Bedarf vermehren und die zukünftigen Besitzer damit bereits lange vorher planen, ein vierbeiniges Familienmitglied aufzunehmen. Überstürzte Entscheidungen werden damit deutlich unwahrscheinlicher – und damit auch die Wahrscheinlichkeit, den Hund wieder abzugeben.
Sollte doch einmal einer bei uns landen, ist meist schnell der Züchter ausfindig gemacht und in sehr vielen Fällen erklärt sich dieser bereit, den Hund zu übernehmen oder zumindest bei der Vermittlung zu unterstützen.
Anders bei den Amstaffs: Von den derzeit 26 augenscheinlich reinrassigen Hunden ist von keinem ein Züchter ausfindig zu machen. Einige stammen nachweislich aus „Privatvermehrung“ – also Würfen von Privatpersonen, andere dürften ursprünglich von Züchtern aus dem Ausland stammen. Außerdem auffallend ist die Häufigkeit von AmStaff(Mixen) aus behördlichen Abnahmen – auch hier oftmals gleich mehrere (unkastrierte) Hunde, trächtige Hündinnen oder Welpen. Egal ob vom „Privatzüchter“ oder aus dem Ausland – Welpen sind bereits für wenig Geld ganz einfach zu beziehen. Das führt direkt in das nächste Problem…
Unüberlegte Anschaffung!
AmStaffs sind vor allem bei jungen Menschen voll im Trend. Das Durchschnittsalter der Vorbesitzer von unseren AmStaffs beträgt aktuell deutlich unter 30 Jahren.
Nichts spricht dagegen, auch in diesem Alter Hunde zu halten.
Allerdings ändern sich die Lebensbedingungen durch Berufs- und Familienleben in diesem Alter oft bedeutend. Schnell fehlt dann die Zeit, die der Vierbeiner gerade in seiner Jugend so dringend bräuchte. Viele der Hunde sind zum Zeitpunkt der Abgabe nicht älter als 1 bis 2 Jahre. Die Vermutung, dass einige dieser Hunde angeschafft wurden, ohne sich über den Aufwand der Erziehung und Versorgung bewusst zu sein, liegt hier leider besonders nahe…
Unzureichende Sozialisierung & Erziehung
Amstaffs sind loyal, lebensfroh und selbstbewusst. Jeder gut sozialisierte und erzogene Hund ist ein absolutes Aushängeschild für diese Rasse.
Sie sind wunderbare Hunde, die aber charakterstark sind und bei fehlender Führung gerne ihren eigenen Kopf durchsetzen. Ein Großteil aller bei uns abgegebenen AmStaff (-Mixe) hat in der Erziehung und Sozialisierung jedoch deutliche Defizite.
Bei stattlichen Hunden wird so nicht nur jeder Spaziergang zum Kraftakt und zur Gefahr, sondern das gesamte Zusammenleben schwieriger. Die fehlende Sozialisierung sorgt zudem für Unsicherheit und Überforderung in vielen Situationen – ein Nährboden für weitere Verhaltensauffälligkeiten und auch aggressives Abwehrverhalten.
Nicht nur beim AmStaff, sondern bei allen Rassen!
Umso ausgeprägter diese Auffälligkeiten und Unverträglichkeiten sind, umso schwerer wird es, ein passendes neues Zuhause für den jeweiligen Hund zu finden.
Gerade bei Vorfällen mit „Listenhunden“ wird immer die Rasse oder diese Bezeichnung verwendet.
Kommt es zu einem Vorfall mit einer anderen Rasse, wird meist nur von „dem Hund“ gesprochen.
In vielen Bundesländern wird die Vermittlung zusätzlich mit einer „schwarzen“ Liste erschwert. Wir haben in der Steiermark zum Glück keine Liste und wir lehnen keinen Hund aufgrund seiner Rasse ab. Dadurch haben wir bereits Amstaffs aus anderen Bundesländern, Deutschland und sogar aus Dänemark bekommen.
Wer sich in einen American Staffordshire Terrier verliebt, muss sich im Klaren darüber sein, dass er viel Zeit für seinen neuen Freund investieren muss.
Wie bei jeder anderen Hunderasse sollte die Hundeschule auf dem Pflichtprogramm stehen und idealerweise die Hundewiese oft besucht werden.
Frühzeitig sollte er verschiedene Menschen und Alltagssituationen kennen lernen dürfen, um damit im späteren Leben nicht überfordert zu sein.
Wer sich für diese sportliche und liebenswerte Rasse entscheidet und sich angemessen mit ihr beschäftigt, wird nicht von ihr enttäuscht werden.
Da sie in der Erziehung liebevolle Konsequenz brauchen (und das von Tag 1 an) ist der Amstaff nicht als Anfängerhund geeignet.
Möchte man sich dieser tollen Rasse annehmen, sollte man zuerst bei einem Hundetrainer, seriösen Züchter oder einem Tierheim nachfragen, ob so eine anspruchsvolle Rasse zur jeweiligen Lebenssituation passt.
Damit kann viel Tierleid in unseren Tierheimen verhindert werden!